Friedhofsbewohner

Waldeulen sitzen in den Fichten an der Friedhofsmauer von Hausleiten und blinzeln verschlafen in die Abendsonne. Die glatt polierten Grabplatten direkt an der Mauer sind mit Kotspritzern verziert. Eulen-Mann Carl Auer hätte gerne so ein Grab. Dann könnte er auch nach seinem Tod in der Nähe seiner Eulen bleiben. Ohne ihn hätten wir die Eulen niemals erspäht. Ihr gesprenkeltes Federkleid verschmilzt perfekt mit der Borke der Fichten.

An eine er Fichten rankt sich Efeu empor und vor diesem grünen Hintergrund sieht man die graue Eule nun doch einigermaßen deutlich. Zumal ein Sonnenstrahl genau den Ast trifft, auf dem sie sitzt. Ihre Augen leuchten auf. Dieses satte, beinahe hypnotische Orange!

Carl Auer findet Eulengewölle und bricht sie mit den Fingern auseinander. Zarte Knochen sind zu sehen und kleine Schädelchen. Sie stammen von den Mäusen, die auf dem Friedhof leben. Zwei oder drei davon frisst eine Waldohreule pro Tag. Und nicht nur die Waldohreule. Das Leben der Mäuse besteht darin, ein paar Wochen am Leben zu bleiben um dann verspeist zu werden – von Füchsen, Katzen, Bussareden, Mardern und Eulen. Schon bei ihrer Geburt auf dem Friedhof sind sie einem gewaltsamen Tod geweiht.

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