Der Geschmack von Grün

„Wer hier großgeworden ist, der kehrt irgendwann wieder hierher zurück“, sagt Matze, der letzte Spreewaldpirat. Matze trägt eine Augenklappe und Shorts in Camouflage-Look. Er hat ein Fahrrad, einen Hund und einen Kahn. Mit letzterem verdient er sich hin und wieder etwas zu seiner Pension hinzu, wenn er Touristen durch den Spreewald schippert.
Continue reading„Der Geschmack von Grün“

Mai in der Lobau

Wohnungstausch: Fast schon Urlaub. Eine Woche raus aus Wien. Home Office und nach 17 Uhr durch die Lobau. Ich bin wieder Kind, auf Abenteuerstreifzug durch Wald und Wiese. Hinter jeder Hecke, nach jeder Wegbiegung, unter jedem Baumstamm warten Geheimisse darauf, entdeckt zu werden. Stundenlang sitze ich am Wasser und beobachte, was sich so tut. Es ist immer etwas los, und nur selten das, was ich erwarte. Es ist spät, als ich wieder zurückradle und der Mond steht prall und fast voll am dunklen Himmel.

Continue reading„Mai in der Lobau“

Gehen

Martin Burger ist den Spuren der Römer, Pilger und Händler durch Niederösterreich gefolgt und hat darüber einen Reiseführer geschrieben. Wir haben ihn ein Stück begleitet und mit ihm über sein Buch „Gehen auf alten Wegen“ gesprochen.

Continue reading„Gehen“

Friedhofsbewohner

Waldeulen sitzen in den Fichten an der Friedhofsmauer von Hausleiten und blinzeln verschlafen in die Abendsonne. Die glatt polierten Grabplatten direkt an der Mauer sind mit Kotspritzern verziert. Eulen-Mann Carl Auer hätte gerne so ein Grab. Dann könnte er auch nach seinem Tod in der Nähe seiner Eulen bleiben. Ohne ihn hätten wir die Eulen niemals erspäht. Ihr gesprenkeltes Federkleid verschmilzt perfekt mit der Borke der Fichten.

Continue reading„Friedhofsbewohner“

Jahreswechsel

Bei Regenwetter ist die Lobau menschenleer. Ich schleiche durchs Dickicht, auf Pfaden, die sonst nur Wildschweine benutzen. Auf einer Lichtung sehe ich ein junges Schwein. Der durchfeuchtete Boden macht meine Schritte unhörbar. Das trübe, dämmrige Licht lässt mich mit dem Hintergrund verschmelzen. Ich kann mich dem Wildschwein auf ein paar Meter Nähe anschleichen, bevor es mich bemerkt und im nahen Gehölz verschwindet. Ich nehme diese Begegnung einmal als gutes Omen für das anbrechende neue Jahr.

Continue reading„Jahreswechsel“
Back to Top