Manche Dinge kann man nicht hinausschieben. Der 50. Geburtstag kommt so pünktlich wie ein Komet, der seine Bahn um die Sonne zieht. Davonlaufen gilt nicht. In der abgelegenen Bela krajina in Ostslowenien tauchen schon in der Früh die ersten Gratulanten auf. Es sind zwei freundliche Esel, die neugierig über die Brüstung in die Freiluftküche unserer Unterkunft auf dem Biobauernhof lugen.
Oberwart bis Oberschützen
Im Februar habe ich meine physische Kondition wiederaufgebaut. Vier Wochen lang war ich auf Rehabilitation in Bad Tatzmannsdorf. Jeder Tag war fremdbestimmt – vom Turnen um sieben Uhr früh bis zum Abendessen um fünf am Nachmittag. Die Abende waren frei. Aber Zerstreuung und Unterhaltung gab’s nicht. Anstatt in den Fernseher in meinem Zimmer zu starren, habe ich nach und nach die alte, aufgelassene Bahnlinie zwischen Oberwart und Oberschützen erkundet.
Teufel auch!
Natur auf der Leinwand
Eva Gruber schafft im niederösterreichischen Höllental vergängliche Kunstwerke aus Zweigen, Steinen, Blättern, Erde und Eis. In der „Wiener Schule der botanischen Illustration“ geht es weniger verspielt zu. Die Kust der Pflanzenmalerei bewegt sich im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlicher Exaktheit und künstlerischer Freiheit. Ein Podcast von Flaneur und Distel.
Drunt‘ in der Lobau
Der neue Podcast von Flaneur und Distel: Die Lobau trocknet aus. Wo bleibt das Wasser? Der Anblick blühender Seerosen ist für viele Menschen ein schönes Naturerlebnis. In der Lobau sind Seerosen ein alarmierendes Zeichen für das langsame Sterben einer Wasserlandschaft. Der Au geht das Wasser aus.
Aug in Aug
Gebrochener Flügel
Als ich die Gleise der aufgelassenen Bahnstrecke zwischen Oberwart und Bad Tatzmannsdorf entlanggehe, flattert vor mir ein brauner, großer Vogel auf und lässt sich auf der Böschung neben der Trasse nieder. Er flieht nicht weiter, sondern sieht mich nur mit aufgerissenen Augen an. Es ist ein Bussard. Die Schwungedern sind etwas zerrupft, den linken Flügel hält er in einem unnatürlichem Winkel abgestreckt. Ist er gebrochen? Ist der Bussard von einem Auto angefahren worden und hat sich in den Wald geflüchtet? Oder hat ihn ein Jäger angeschossen?
Dr. Schiwago im Südburgenland
Burgenländischen Busfahrer sind zuvorkommend, freundlich und redselig. An ihnen liegt es nicht, dass ich eine halbe Stunde in Wind und Schneegestöber an einer kargen Bushaltestelle in Oberwart stehe. Es liegt am Busfahrplan, der keine direkte Verbindung von Wien nach Bad Tatzmannsdorf vorsieht. Und es liegt daran, dass die Bahnstrecke von Oberwart nach Bad Tatzmannsdorf fröhlich verwildert. Eine lange, schmale G`stettn, auf der Brombeeren um Eisenbahnschienen ranken, Birken auf dem Schotter zwischen den Schwellen hochschießen und Schlehen, Flechten und Moose den Platz dazwischen besiedeln.
Mörder, Gräber, Beutegreifer
Das Marchfeld – die langweiligste Landschaft Österreichs? Flaneur und Distel betrachten das Marchfeld durch die Augen des Krimi-Schriftstellers Roman Klementovic und lassen sich von der Bio-Archäologin Michaela Binder erklären, wie man anhand von Skeletten den Gesundheitszustand von Soldaten diagnostiziert, die vor über 200 Jahren in den Kriegen Napoleons im Marchfeld verscharrt worden waren. Zum Schluss besuchen wir Hans Frey, den wissenschaftlichen Leiter der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee, der 16 Jahre mit einem Bartgeier „verheiratet“ war.
Ben, Brehm und Boyle
Es ist kalt in Berlin. Auf die Schlüsselübergabe müssen wir noch eine halbe Stunde warten, also gehen wir ins nächstbeste Café – eigentlich ein winziger Bäckereiladen mit drei Tischen und einer sehr resoluten Chefin. Hier führen die Frauen das Regime. Die Chefin amüsiert sich darüber, dass Dany „Kipferl“ zum Hörnchen sagt und neckt ihren einzigen männlichen Stammgast: einen gutmütigen, etwas trägen Berliner, der die Hänseleien stoisch über sich ergehen lässt. Die kleine Enkelin der Chefin ist noch direkter: „Alle Männer sind blöd“, verkündet sie. Aber sie will uns dann doch nicht gehen lassen, versperrt uns den Weg. Wir würden ja gerne noch bleiben, eintauchen in das „Berliner Milieu“, aber wir müssen den Schlüssel für unsere Wohnung abholen.