
Nebensaison, Corona, Regenwetter: Drei gute Gründe, warum wir beinahe einzigen Besucher in Krumau – Český Krumlov – sind.
Im Sommer sind die Gassen und Gässchen von Krumau voll mit Touristen. Boote treiben auf der Moldau, Tredlniks – eine Art Kuchen am Spieß – verbreiten Zucker-und-Zimt-Duft, Kitschhändler werben aufdringlich mit ihrer Ware.
Nichts davon in dieser trüben Woche im Februar. Die böhmischen Touristenrestaurants haben Winterurlaub. In einem versteckten Durchgang finden wir eine sympathisch-düstere Teestube. Sie wird unser Hauptquartier. Hier holen wir uns Inspiration für unser nächstes Werk – ein Hörspiel, ein Film oder doch eine Fernsehserie? Wir lassen uns waghalsige Handlungswendungen einfallen, feilen an Dialogen, leben mit unseren Figuren. Spät am Abend geht’s auf einen Cocktail in die Bar oder auf ein Bier und einen späten Bissen ins kleine Beisl.
Die Hotels in den schmucken alten Häusern, halten ihre Fensterläden geschlossen. Wenn der Wind nachts die Wolken wegweht, spiegelt sich der Mond in der Moldau. Der Fluss legt sich hier in Falten und Schlingen und narrt unseren Orientierungssinn. Am dritten Tag haben wir unseren Stadtplan im Kopf justiert. Wir fühlen uns nicht mehr fremd, fast schon als alte Einwohner von Český Krumlov. Wir schaue uns die Ausstellung eines tschechischen Bilderbuchillustrators an. Wieder sind wir die einzigen Besucher. Die Dame von der Aufsicht freut sich, uns etwas erklären zu dürfen. Die Kellnerin in der Pizzeria bekommt zu viel Trinkgeld und die entspannten jungen Herren, die uns in unserem Stammlokal Tee servieren, plaudern mit uns beim Abschied.