Ein Sturm zieht auf

An einem verregneten Tag im Mai liegt Podersdorf noch ziemlich verlassen da. Der Neusiedlersee wirkt wie eine braungraue Sandwüste, über die der Wind kleine Dünen fegt. Tollkühne Kitesurfer lassen sich vom aufkommenden Sturm in die Luft heben. Die Bar am Kai macht früher Schluss. „Heute kommen eh keine Gäste mehr“, resigniert der redselige Kellner. Vereinzelt trotten Strandbesucher wie verloren durch den leichten Regen. Wir schauen aufs Wasser, lassen uns von den Wellen hypnotisieren, schauen in die Wolken und wollen gar nicht mehr weg.

Neues Leben in der Lobau

Frisch aus dem Ei geschlüpft macht sich diese kleine Sumpfschildkröte auf dem Weg zum Wasser. Eine Wanderung, die nicht ungefährlich ist. Sie muss dabei eine Straße überqueren, die von SpaziiergängerInnen und RadfahrerInnen stark frequentiert wird. Wir haben das kleine Zwutschgerl rechtzeitig entdeckt und bringen es ans Ufer. Tiertaxi sozusagen.

Susi auf der Treppe

Seit ein paar Monaten lebt meine Mutter mit einer Katze zusammen. Sie heißt Susi. Also die Katze. Sie kam direkt vom Bauernhof, wo sie mit im Stall geboren wurde und ihre ersten Lebenswochen inmitten einer Schar halbwilder Bauernhofkatzen verbrachte. Nun ist sie Herrin über Haus und Garten. Bei meinem ersten Besuch hielt sich Susi die ganze Zeit über versteckt. Ganz so scheu ist sie inzwischen nicht mehr. Tagsüber stolziert sie durch Haus und Garten und ignoriert meine Anwesenheit. Unnahbar wie ein Superstar. Erst spät am Abend – so gegen Mitternacht – legt sie sich auf die Treppe und lässt sich meine Schmeicheleien und Streicheleien gefallen.

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Auf dem Eis und unter Wasser

Ein kalter Wintertag, ein Spaziergang der Alten Donau entlang. Kormorane tauchen kopfüber ins Wasser und ploppen nach einiger Zeit wie Korkstoppel an die Oberfläche, ihr schwarzes Gefieder glänzend vor Feuchte. Möwen gehen lieber zu Fuß auf dem Eis und schauen sich das Ganze mit kalten, aber trockenen Füßen an. Zwischendrin zieht ein einsamer Gänsesäger seine Bahn. Am Ufer wuselen Teichrallen umher und schlüpfen ins Schilf um nicht gesehen zu werden.

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Leben im Zentralfriedhof

Leise und vorsichtig spazirere ich zwischen den Gräbern des Zentralfriedhofs. Ein paar Meter vor mir erblicke ich ein Reh. Es hält im Grasen inne und blickt mich an. Minutenlang. Langsam – ganz langsam – öffne ich meinen Rucksack und hole meine Kamera heraus. Das Reh blickt mich immer noch an. Ich richte die Kamera auf das Reh – in dem Moment springt es weg und verschwindet zwischen den Gräberreihen.

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Die letzten Tage von Plouhinec

Zum ersten Mal kam ich mit dem Fahrrad hierher. Meine Eltern hatten sich gerade das kleine Häuschen am Meer gekauft – ihr Ersparte hatte gerade gereicht – und ich nahm mir zwei Monate Auszeit nach Studium und Zivildienst. Das Ende meiner Tour de France war jenes kleine Häuschen, damals noch nicht eingerichtet und auch der charakterisitsche Wintergarten fehlte noch.

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Himmelsschleier aus der Sahara

Osterwochenende in der Lobau: Ein ungewöhnliich warmer Wind weht Wüstensand aus der Sahara übers Land, die Sonne bleibt hinter dem Staubvorhang versteckt. Wildschweinpfade führen uns durch Urwälder, die kaum je ein Mensch betritt, wo Schädel von Hirschen und Schlangenskelette auf toten Bäumen bleichen. Auf Lichtungen und Wiesen dann wieder Zeichen neuen Lebens: Eine einsame Frühlingsmorchel und erste Orchideen.

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