„Es war eine dunkle und stürmische Nacht“
Edward Bulwer-Lytton/Snoopy
Eine meiner frühesten Erinnerungen: ein altes Ölfass voll Regenwasser im Hof unseres Wohnhauses. Auf dem Wasser schwimmen weiße Blütenblätter, die vom alten Kirschbaum gefallen sind. Es muss Anfang Mai gewesen sein, irgendwann in den frühen 1970er Jahren. Ein etwas älteres Kind erklärt mir, dass das Wasser voller Bakterien sei und man es deshalb nicht trinken dürfe. Bakterien? Das müssen wohl diese weißen Dinger im Wasser sein, denke ich mir.
Jahre später weiß ich etwas besser, was Bakterien sind. Ich weiß, dass sie so klein sind, dass man sie nicht sehen kann. Dennoch: Wenn ich mir Bakterien vorstelle, sehen sie immer noch aus wie weiße Kirschblütenblätter, die im Regenwasser schwimmen.
„Herinnering is als een hond die gaat liggen waar hij will“, schreibt Cees Noteboom in seinem Buch „Rituelen“.Die Erinnerung ist wie ein Hund, der sich hinlegt, wo er will. Es gibt keiner Ordnung und keine Hierarchie der Erinnerung. Erinnerungen sind zufällig. Es gibt keinen erkennbaren Grund, warum unser Gehirn manche Ereignisse speichert und andere vergisst.
Wäre es anders, dann müsste man der Episode mit der Regenwassertonne eine besondere Bedeutung für meinen weiteren Lebensweg zuschreiben. Mehrere Linien sind denkbar. Zum Beispiel eine Karriere als Forscher, der dem Leben im Wassertropfen (und in der Regentonne) auf den Grund geht. Oder einen Lebensweg als Dichter, der poetische Kraft aus der Betrachtung von Kirschblütenblättern schöpft, die im Regenwasser schwimmen …
Ich habe hin und wieder durch ein Mikroskop geblickt um Bärtierchen oder Wasserflöhe beobachten. Ich schaue mir gerne Tiere, Pflanzen, Landschaften an und bewundere ihre Schönheit, schaure vor der Grausamkeit der Natur. Ich versuche, meine Gefanken in immer treffendere Worte zu fassen und manchmal reime ich sogar. Forscher bin ich keiner geworden. Und auch kein Poet.
Ich mache Radio und Podcasts (gemeinsam mit Daniela). Ich rede mit Menschen. Ich will hören, über was sie sich Gedanken machen, was sie erforschen, wie sie die Welt interpretieren.
Ich schreibe Reportagen über die Dinge des Lebens. Und ich schreibe Geschichten, die das Leben noch nicht geschrieben hat.
Ausgewählte Beispiele finden sie unter dem Menüpunkt „Schreibtisch“. Und falls Ihnen das immer noch zu wenig ist: Hier finden Sie meine Biografie.