Als ich die Gleise der aufgelassenen Bahnstrecke zwischen Oberwart und Bad Tatzmannsdorf entlanggehe, flattert vor mir ein brauner, großer Vogel auf und lässt sich auf der Böschung neben der Trasse nieder. Er flieht nicht weiter, sondern sieht mich nur mit aufgerissenen Augen an. Es ist ein Bussard. Die Schwungedern sind etwas zerrupft, den linken Flügel hält er in einem unnatürlichem Winkel abgestreckt. Ist er gebrochen? Ist der Bussard von einem Auto angefahren worden und hat sich in den Wald geflüchtet? Oder hat ihn ein Jäger angeschossen?
Monat: Februar 2019
Dr. Schiwago im Südburgenland
Burgenländischen Busfahrer sind zuvorkommend, freundlich und redselig. An ihnen liegt es nicht, dass ich eine halbe Stunde in Wind und Schneegestöber an einer kargen Bushaltestelle in Oberwart stehe. Es liegt am Busfahrplan, der keine direkte Verbindung von Wien nach Bad Tatzmannsdorf vorsieht. Und es liegt daran, dass die Bahnstrecke von Oberwart nach Bad Tatzmannsdorf fröhlich verwildert. Eine lange, schmale G`stettn, auf der Brombeeren um Eisenbahnschienen ranken, Birken auf dem Schotter zwischen den Schwellen hochschießen und Schlehen, Flechten und Moose den Platz dazwischen besiedeln.
Mörder, Gräber, Beutegreifer
Das Marchfeld – die langweiligste Landschaft Österreichs? Flaneur und Distel betrachten das Marchfeld durch die Augen des Krimi-Schriftstellers Roman Klementovic und lassen sich von der Bio-Archäologin Michaela Binder erklären, wie man anhand von Skeletten den Gesundheitszustand von Soldaten diagnostiziert, die vor über 200 Jahren in den Kriegen Napoleons im Marchfeld verscharrt worden waren. Zum Schluss besuchen wir Hans Frey, den wissenschaftlichen Leiter der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee, der 16 Jahre mit einem Bartgeier „verheiratet“ war.
Ben, Brehm und Boyle
Es ist kalt in Berlin. Auf die Schlüsselübergabe müssen wir noch eine halbe Stunde warten, also gehen wir ins nächstbeste Café – eigentlich ein winziger Bäckereiladen mit drei Tischen und einer sehr resoluten Chefin. Hier führen die Frauen das Regime. Die Chefin amüsiert sich darüber, dass Dany „Kipferl“ zum Hörnchen sagt und neckt ihren einzigen männlichen Stammgast: einen gutmütigen, etwas trägen Berliner, der die Hänseleien stoisch über sich ergehen lässt. Die kleine Enkelin der Chefin ist noch direkter: „Alle Männer sind blöd“, verkündet sie. Aber sie will uns dann doch nicht gehen lassen, versperrt uns den Weg. Wir würden ja gerne noch bleiben, eintauchen in das „Berliner Milieu“, aber wir müssen den Schlüssel für unsere Wohnung abholen.