Dr. Schiwago im Südburgenland

Burgenländischen Busfahrer sind zuvorkommend, freundlich und redselig. An ihnen liegt es nicht, dass ich eine halbe Stunde in Wind und Schneegestöber an einer kargen Bushaltestelle in Oberwart stehe. Es liegt am Busfahrplan, der keine direkte Verbindung von Wien nach Bad Tatzmannsdorf vorsieht. Und es liegt daran, dass die Bahnstrecke von Oberwart nach Bad Tatzmannsdorf fröhlich verwildert. Eine lange, schmale G`stettn, auf der Brombeeren um Eisenbahnschienen ranken, Birken auf dem Schotter zwischen den Schwellen hochschießen und  Schlehen, Flechten und Moose den Platz dazwischen besiedeln.

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Mörder, Gräber, Beutegreifer

 

Das Marchfeld – die langweiligste Landschaft Österreichs? Flaneur und Distel betrachten das Marchfeld durch die Augen des Krimi-Schriftstellers Roman Klementovic und lassen sich von der Bio-Archäologin Michaela Binder erklären, wie man anhand von Skeletten den Gesundheitszustand von Soldaten diagnostiziert, die vor über 200 Jahren in den Kriegen Napoleons im Marchfeld verscharrt worden waren. Zum Schluss besuchen wir Hans Frey, den wissenschaftlichen Leiter der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee, der 16 Jahre mit einem Bartgeier „verheiratet“ war.

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Ben, Brehm und Boyle

Es ist kalt in Berlin. Auf die Schlüsselübergabe müssen wir noch eine halbe Stunde warten, also gehen wir ins nächstbeste Café – eigentlich ein winziger Bäckereiladen mit drei Tischen und einer sehr resoluten Chefin. Hier führen die Frauen das Regime. Die Chefin amüsiert sich darüber, dass Dany „Kipferl“ zum Hörnchen sagt und neckt ihren einzigen männlichen Stammgast: einen gutmütigen, etwas trägen Berliner, der die Hänseleien stoisch über sich ergehen lässt. Die kleine Enkelin der Chefin ist noch direkter: „Alle Männer sind blöd“, verkündet sie. Aber sie will uns dann doch nicht gehen lassen, versperrt uns den Weg. Wir würden ja gerne noch bleiben, eintauchen in das „Berliner Milieu“, aber wir müssen den Schlüssel für unsere Wohnung abholen.

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Klaustrophobie im Spitalsbett und der Hamster im Schnee

 

 

Im Krankenhaus verkleinert sich die Welt auf  80 cm x 190 cm. So groß, wie eben ein Spitalsbett ist, in dem ich – als Patient mit Überlänge – nicht ganz Platz finde. Es ist aber nicht das Bett, das Grenzen setzt. Es ist mein eigener Körper. Mit einer Lungenembolie kann ich nicht viel mehr als am Rücken liegen. Tagelang. Aufsetzen ist unendlich anstrengend. Waschen und Zähneputzen sind Schwerstarbeit. Das Eingesperrtsein in meinem Körper verursacht eine existenzielle Klaustrophobie. Panik im eigenen Leib.

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Himmel in Flammen

 

Auf der Suche nach Unorten. Plätzen, die es nie in die Anthologie „Schönes Österreich“ schaffen werden. Zwischen Himberg und Ebreichsdorf kommen wir dem Gesuchten recht nahe. Eine Landschaft wie eine Maschine. Der glühende Abendhimmel scheint die Hochspannungsmasten auffressen zu wollen.

 

Into the Wild …

Colorado, Wyoming, Montana, Idaho und zurück nach Colorado

Ein Bubentraum geht in Erfüllung: Einmal den Wilden Westen bereisen. Auf dem Weg zum Yellowstone machen wir erstmals Bekanntschaft mit der Beifußhalbwüste. Sie wird uns die ganze Reise begleiten. Ein Bühne, auf der sich Gabelböcke, Bisons, Wapitis und Mustangs präsentieren. Prairiehunde beäugen uns neugierig und verschwinden blitzschnell in ihre Erdlöchern, sobald wir einen Schritt auf sie zumachen. Eine müde Schwarzbärin mit Jungem wirft uns einen leicht genervten Seitenblick zu. Der Koyote kümmert sich nicht um uns, und  weit weg – wir sehen sie nur durch das Spektiv – kauen Grizzlys und Wölfe an einem Bisonkadaver.

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Was vom Wilden Westen übrigblieb – Teil 1

Wyoming

Daniela und ich haben im Sommer den Wilden Westen der USA bereist und als Radioduo „Flaneur und Distel“ die Menschen, Tiere und Naturgewalten des Yellowstone Nationalparks belauscht. Unser Podcast erzählt von  Waffennarren und Naturromantikern, vom Gefühl zwischen Angst und Freiheit und von einer Gesellschaft voller Widersprüche inmitten atemberaubender Natur.

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Letztes Aufbäumen

Andere Kastanien werfen um diese Zeit ihre Früchte ab. Die Bäume vor dem Technischen Museum trotzen der Jahreszeit. Sie setzen frisches grünes Laub an und blühen, als gäbe es keinen Herbst und keinen Winter. Trockenheit und Kastanienminiermotten haben ihnen zugesetzt, jetzt stecken sie ihre restliche Energie in die winzige Hoffnung, noch einmal Nachkommen zu hinterlassen bevor der  Frost zur Winterruhe zwingt.

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Steiermark im Spätsommer

Zum Schwimmen ist es zu kalt. Zum Bergwandern zu spät am Tag. Eine Runde um den Etrachsee geht sich noch aus. Danach Kaffee und Zwetschkenfleck in der Raststation. Wir blicken auf die stille Wasserfläche und in die dunklen Wälder, wir atmen die würzige Bergluft und würden gerne länger bleiben. Die Raststation vermietet auch Zimmer. Wir stellen uns den Holzgeruch vor, die Geräusche der Nacht und die Morgensonne, die uns wecken wird. Wir könnten doch …? Ach nein, morgen müssen morgen wieder zurück nach Wien …

 

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