
Ganz hoch im Norden – also im Norden Niederöstereichs – kann es im Mai schon recht heiß sein. Ich hole mir beim Frühstück unter freiem Himmel einen leichten Sonnenbrand während eine Katze auf meinem Schoß schnurrt. Eichelhäher schnarren und schimpfen auf die Krähen, die ihnen das Revier streitig machen und eine Starenmutter versorgt unbeeindruckt und emsig ihrem Nachwuchs mit Raupen und Heuschrecken.
Wir sind aber nicht nur zur Erholung hier. Wir dürfen ins Schloss Allentsteig, was normal Sterblichen sonst verwehert ist. Hier ist das Kommando der Garnison Allentsteig des Österreichischen Bundesheeres untergebracht. Im Rittersaal sitzen wir zwei Offizieren gegenüber – wegen Corona mit etlichen Metern Abstand. Livrierte Grundwehrdiener servieren und Kaffee und wir führen ein etwas steifes Interview. Meine Quarantäne-Mähne hab eich mir vor ein paar Tagen abschneiden lassen. Aber für die beiden Offiziere ist es spätestens nach meinem zweiten Satz offensichtlich dass ich als Zivieldiner und Verweigerer nie beim Heer war, nie Uniform getragen habe und mich weder mit mitlitärischen Hierarchien noch mit korrekten Grußformeln auskennen. Zum Glück haben Dany und ich eine Arbeitsteilung. Sie stellt die militärischen Fragen, ich übernehme den Part, wo es um die Wölfe vom Truppenübungsplatz geht.
Zur Belohnung gibt’s ein Eis am verlassenen Hauptplatz von Zwettl, dann machen wir zur Abkühlung einen Abstecher in die Kampschlucht bei Roiten. Braune Wasser winden sich durch Steinlabyrinthe, Raben segeln über Wiesen- und Wald und knapp über dem gurgelnden Wasser flitzt eine Wasseramsel. Hier kommen wir zur Ruhe. Wir sollten öfters hierherkommen.